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Zunehmende Cyberangriffe in Europa

Zunehmende Cyberangriffe in Europa

Allgemein

Welche Sicherheitsstandards Unternehmen jetzt kennen müssen und wie sie sich optimal auf Audits vorbereiten

Die Bedrohung durch Cyberangriffe hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, und Europa ist dabei weltweit am stärksten betroffen. Der 2024 X-Force Threat Intelligence Index von IBM identifiziert Europa als die Region mit der höchsten Anzahl an Cyberangriffen, mit 32 % aller Vorfälle im Jahr 2023. Diese Zahl stellt eine Zunahme von 31 % im Vergleich zum Vorjahr dar. Die X-Force-Berichte verdeutlichen, dass sich eine „Krise der Identitäten“ abzeichnet: Cyberkriminelle missbrauchen zunehmend Nutzeridentitäten, um Zugang zu Unternehmensnetzwerken zu erlangen. Anstatt sich auf aufwendige Hacks zu verlassen, greifen Angreifer vermehrt auf die Nutzung gültiger Benutzerkonten zurück, was nicht nur schwerer zu erkennen ist, sondern auch die Identitätssicherheit massiv herausfordert.

Ein weiteres alarmierendes Ergebnis des Berichts ist die hohe Anfälligkeit kritischer Infrastrukturen. 85 % der Angriffe auf diesen Sektor hätten durch einfache Sicherheitsmaßnahmen wie Multi-Faktor-Authentifizierung oder das Least Privilege Prinzip verhindert werden können. Dies zeigt, dass grundlegende Sicherheitsmaßnahmen nach wie vor schwer umzusetzen sind – trotz ihres Potenzials, Unternehmen vor erheblichen Schäden zu bewahren.

Wachsende IT-Vorschriften zur Steigerung der Cybersicherheit

Um auf die Bedrohungslage zu reagieren, führen öffentliche Stellen in Europa und weltweit immer mehr Sicherheitsstandards und Zertifizierungen ein. Sie setzen den Fokus auf Proaktivität und fordern eine strikte Einhaltung von Sicherheits- und Datenschutzvorgaben. Zu den wichtigsten Regulierungen zählen:

NIS2 (Network and Information Security Directive) – Die NIS2-Richtlinie zielt auf eine Erhöhung der Cybersicherheit in kritischen Infrastrukturen und bestimmten Wirtschaftszweigen. Sie fordert umfassende Sicherheitsmaßnahmen, regelmäßige Risikoanalysen und eine Meldepflicht für Sicherheitsvorfälle.

DORA (Digital Operational Resilience Act) – Diese Verordnung richtet sich an Unternehmen des Finanzsektors und stellt sicher, dass diese digital resilient sind und Angriffe abwehren können, ohne den Betrieb zu unterbrechen. DORA verlangt umfassende Tests und eine enge Überwachung der IT-Infrastruktur.

ISO 27001 und ISO 27701 – Diese ISO-Normen bieten international anerkannte Standards für Informationssicherheits- und Datenschutz-Managementsysteme. Unternehmen müssen Risiken analysieren, angemessene Sicherheitsmaßnahmen implementieren und die Einhaltung der DSGVO sicherstellen.

AI Act – Der EU-KI-Gesetzesentwurf klassifiziert KI-Systeme nach ihrem Risiko für die Gesellschaft. Unternehmen müssen sicherstellen, dass hochriskante KI-Systeme transparent, sicher und fair sind, was zusätzliche Compliance-Maßnahmen erfordert.

Herausforderungen für Unternehmen bei der Umsetzung dieser Vorschriften

Die Implementierung und Zertifizierung sind für viele Unternehmen eine große Herausforderung:

Komplexität und Dokumentation: Jede dieser Regulierungen bringt umfassende Dokumentationspflichten mit sich. Unternehmen müssen detaillierte Berichte über Sicherheitsmaßnahmen, Tests und Vorfälle führen, die oft nur schwer aktuell und vollständig zu halten sind.

Kosten und Ressourcenbedarf: Die Einhaltung dieser Standards erfordert eine kontinuierliche Investition in Sicherheitsinfrastruktur und personelle Ressourcen für regelmäßige Audits und Aktualisierungen.

Integration und Automatisierung: Die Vielzahl an Anforderungen und das Management der Compliance-Dokumentation stellen viele Unternehmen vor organisatorische Herausforderungen.

„Compliance ist das Fundament für ein sicheres und vertrauenswürdiges Unternehmen.“

– Leif Bobzin, Innovationsmanager bei SIRIUS Consulting

Effektives GRC-Management als Grundlage für Cybersicherheit und Compliance

Governance, Risk & Compliance (GRC) beschreibt die systematische Herangehensweise an Unternehmensführung, Risikomanagement und Regelkonformität. Ein effektives GRC-Management hilft Unternehmen dabei, auf die Herausforderungen durch Cyberangriffe und Regulierungen vorbereitet zu sein, indem es eine klare Struktur für den Umgang mit Risiken und Vorschriften bietet.

 

1. Governance: Leitlinien und strategische Ausrichtung

Die Governance bildet den Rahmen für alle Sicherheits- und Compliance-Bemühungen und stellt sicher, dass diese in die strategischen Unternehmensziele eingebettet sind. Im Kontext von IT-Sicherheit bedeutet dies:

Definierte Rollen und Verantwortlichkeiten: Es muss klar sein, wer für welche Sicherheitsmaßnahmen verantwortlich ist und wie Entscheidungen getroffen werden.

Verankerung in der Unternehmenskultur: Sicherheitsbewusstsein sollte von der Geschäftsleitung bis zu den operativen Teams reichen. Dies erfordert regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungen, um eine sicherheitsorientierte Kultur zu fördern.

Strategische Anpassung an Regulierungen: Unternehmensrichtlinien müssen flexibel genug sein, um neue Sicherheitsanforderungen und Regularien – wie NIS2 und ISO 27001 – zeitnah zu integrieren.

 

2. Risk: Systematische Risikobewertung und -behandlung

Ein entscheidendes Element des GRC-Managements ist die Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken. Dazu zählen:

Risikobewertung und Klassifizierung: Cyber-Risiken sollten regelmäßig bewertet und nach ihrer Kritikalität und Eintrittswahrscheinlichkeit priorisiert werden. Tools können hier unterstützen, indem sie Schwachstellen automatisiert erfassen und dokumentieren.

Risikominderung und Notfallplanung: Für identifizierte Risiken sollten konkrete Maßnahmen zur Risikoreduzierung entwickelt werden, z. B. durch Multi-Faktor-Authentifizierung oder regelmäßige Sicherheitsupdates. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, ist es wichtig, auf vorbereitete Notfallpläne wie Incident Response-, Disaster Recovery- oder Business Continuity-Pläne zurückgreifen zu können.

Kontinuierliches Monitoring und Testen: Unternehmen sollten regelmäßig Penetrationstests und Sicherheitsüberprüfungen durchführen, um sicherzustellen, dass Sicherheitslücken frühzeitig erkannt und geschlossen werden.

 

3.Compliance: Erfüllung von Standards und Dokumentationspflichten

Compliance ist das Fundament für ein sicheres und vertrauenswürdiges Unternehmen. Es stellt sicher, dass alle regulatorischen Anforderungen eingehalten werden und die dazugehörigen Prozesse transparent dokumentiert sind.

Zertifizierungen und Normen: Ein zentrales Ziel des GRC-Managements ist die Zertifizierung nach anerkannten Standards (z. B. ISO 27001, ISO 27701). Die Einhaltung solcher Normen weist nach, dass das Unternehmen auf Sicherheitsvorfälle vorbereitet ist und proaktive Maßnahmen zum Schutz von Daten und Systemen ergreift.

Automatisierte Dokumentation: Ein häufiges Problem in Unternehmen ist die manuelle und zeitaufwändige Dokumentation von Sicherheitsmaßnahmen. Automatisierte Systeme bieten hier Abhilfe, indem sie Dokumentationen, Audits und Berichte kontinuierlich aktualisieren und bereitstellen. So wird die Erfüllung der Dokumentationspflichten erleichtert und Audits können besser vorbereitet werden.

Meldewesen und Vorfallreaktion: Vorschriften wie NIS2 erfordern, dass Sicherheitsvorfälle zeitnah an die zuständigen Behörden gemeldet werden. Ein effektives GRC-Management stellt sicher, dass Unternehmen klare Prozesse für das Meldewesen etablieren und über ein Notfallteam verfügen, das im Ernstfall sofort reagieren kann.

GRC-Management in der Praxis: Best Practices für Unternehmen

Um ein starkes und effektives GRC-Management zu implementieren, sollten Unternehmen folgende Schritte berücksichtigen:

Erstellen Sie eine umfassende GRC-Strategie: Die Strategie sollte die Ziele und Verantwortlichkeiten im Bereich Cybersicherheit und Compliance festlegen und regelmäßig auf neue Anforderungen überprüft werden.

Nutzen Sie Technologie zur Automatisierung und Dokumentation: Tools können Unternehmen dabei unterstützen, Risiken systematisch zu erfassen und Compliance-Dokumente automatisiert zu generieren.

Führen Sie regelmäßige Schulungen durch: Die Mitarbeiter müssen auf dem neuesten Stand über Sicherheitsverfahren und -standards sein, um sicherzustellen, dass sie potenzielle Bedrohungen erkennen und richtig reagieren können.

Setzen Sie auf kontinuierliche Verbesserung: Ein starkes GRC-Management erfordert ständige Anpassungen und Verbesserungen, um auf neue Bedrohungen und Anforderungen reagieren zu können.

Ein ausgereiftes GRC-Management ist somit der Schlüssel für Unternehmen, die den steigenden Anforderungen der Cybersicherheit und Compliance gerecht werden wollen. Es reduziert Risiken und stärkt das Vertrauen in die Fähigkeit des Unternehmens, Angriffe abzuwehren und die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

Fazit

Cyberangriffe sind heute eine Realität, der Unternehmen aktiv und präventiv begegnen müssen. Die Einhaltung der geltenden Vorschriften schützt nicht nur vor Sanktionen, sondern stärkt auch die Sicherheit und Resilienz gegenüber Bedrohungen. Ein robuster Dokumentationsprozess ist essenziell für die Einhaltung der Anforderungen und schafft die Basis für schnelle, effiziente Auditprozesse.

Titelbild: ©DC Studio on freepik

Leif Bobzin

Leif Bobzin Business Development Manager - Innovationsmanagement

Seit 2024 unterstützt Leif Bobzin die SIRIUS Consulting & Training GmbH in seiner Rolle als Innovationsmanager.