Die großen Gewinner des letzten Jahres sind Unternehmen, die sich frühzeitig mit digitalen Geschäftsabläufen und flexiblen Dienstleistungsangeboten auseinandergesetzt haben. Ihnen ist es gelungen, sich im Handumdrehen auf die neuen Gegebenheiten einzustellen – eine existenzielle Eigenschaft, wie sich herausgestellt hat. Sie alle haben eines gemeinsam: erfolgreiches, fortlaufendes Innovationsmanagement.
In meiner Rolle als Berater und Innovationsmanager habe ich immer wieder festgestellt: So verschieden die Ausgangssituationen von Unternehmen sind, so ähnlich sind doch die Gründe, wenn es nicht klappen will. Die Taschen voller Innovationsideen, verwandelt sich die große Euphorie dann schnell in schale Ernüchterung. Kommt Ihnen bekannt vor?
Hier kommen meine fünf Lessons Learned, was im Innovationsmanagement oft schiefläuft und wie Sie es zurück auf Erfolgskurs bringen können.
Es gibt kein Ziel
Whiteboard ins Besprechungszimmer, bunte Post-its auf den Tisch und los geht’s – wer sein Innovationsprojekt so startet und hofft, vielversprechende Ideen kommen wie von selbst, hat den falschen Ansatz. Statt überstürztem Aktionismus braucht es Vorbereitung und ein klares Ziel: Was möchten Sie erreichen und bis wann? Runtergebrochen in einen Strategiesatz kann das zum Beispiel so aussehen: „Wir möchten, dass bis Ende nächsten Jahres 50 Prozent unserer Produkte digital sind.“ Diese Zeit- und Zieldimensionen sind wichtig, damit alle wissen, worauf sie hinarbeiten.
Es gibt keine Verantwortlichen
Innovationsvorhaben sind eine große Spielwiese, die trotz aller Freiheiten auch Beschränkungen brauchen: Zu viel Raum überfordert. Aus diesem Grund sollten Sie unbedingt einen Innovationsmanager benennen, der alle Fäden zusammenhält. Er steckt das Themenfeld ab, in dem nach neuen Ideen gesucht werden soll, steuert das Projekt und trägt in Vertretung für das Management die Verantwortung, dass es voran geht. Wichtig an dieser Stelle: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aufgefordert, sich einzubringen. Sie sind aber nicht verantwortlich dafür, dass am Ende eine erfolgreiche Innovation entsteht.
In seiner Funktion als zentraler Ansprechpartner braucht der Innovationsmanager Moderations- und Methodenkompetenz. Holen Sie externe Unterstützung dazu, wenn Ihr Unternehmen diese Position nicht selbst besetzen kann! Und auch abseits der Kompetenzfrage kann sich der Blick von außen lohnen: Ein externer Innovationsmanager bringt die notwendige Unvoreingenommenheit und Neutralität mit, die einer Kollegin oder einem Kollegen qua Job meist verwehrt bleiben.
Es gibt keine Innovationskultur
Ein Innovationsprojekt nur der Innovation wegen anzugehen, ist nicht mehr als Augenwischerei. Erfolgreiche Innovation braucht Kultur, eine Einstellung, die das gesamte Unternehmen lebt – allen voran das Management. Der Innovationsmanager allein reicht nicht aus, um das Kollegium mitzureißen. Authentisch wird es erst, wenn Führungspersonen im Unternehmen regelmäßig Werbung für das Anliegen machen.
Hinzu kommt eine offene Fehlerkultur: Es hilft nicht, stur an einem Thema festzuhalten, aus Angst zu scheitern. Es ist Teil der erfolgreichen Innovation, Themen nicht weiterzuverfolgen, wenn es sich nicht lohnt, und es das nächste Mal anders anzugehen. Oder zu erkennen, wenn man nur noch an einer kleinen Stellschraube drehen muss, damit beispielsweise der neue Produktionsprozess vom „Fehler“ zum Erfolg wird.
„Man kann Innovation nicht befehlen. Sie entsteht aus Wesenszügen, die ein Unternehmen verinnerlicht, wenn sie über längere Zeit gelebt werden. Deshalb ist es wichtig, dass das Management als gutes Beispiel vorangeht.“
– Otto Flake, Senior Consultant und Innovationsmanager, SIRIUS
Es gibt keine Transparenz
Was passiert, wenn ein Mitarbeiter seine Idee einreicht? Wird er eine Rückmeldung bekommen und wann? Alle am Innovationsprozess Beteiligten müssen wissen, wie mit ihren Vorschlägen umgegangen wird, wie lange die Bearbeitung dauert, nach welchen Maßstäben beurteilt wird und wieso eine Idee weiterverfolgt oder verworfen wird. Nur wer Hintergründe kennt und Entscheidungen nachvollziehen kann, steht hinter dem Innovationsvorhaben und ist auch bereit, sich zu beteiligen. Andernfalls entsteht Frust, Mitarbeiter fühlen sich nicht ernst genommen und die Innovation versandet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.
Es gibt keine Akzeptanz
Manche Sachen werden in Unternehmen einfach schon immer gleich gemacht – ohne sie zu hinterfragen. Bisher hat es ja geklappt. Wenn jetzt aber plötzlich alles umgekrempelt wird, Bauklötze ausgepackt werden, damit man mit den Kollegen aus den anderen Abteilungen kreativ sein kann und den Teamgeist stärkt, werden die Fragezeichen immer größer – und mit ihnen der Unmut. Kreativmethoden können für sich gesehen noch so herausragend sein: Wenn sie die Mitarbeiter überfordern, gewinnt niemand. Der Innovationsmanager muss erkennen, wann er etwa lieben mit einem guten alten Brainstorming einsteigen sollte. Die Komplexität der Methoden kann er dann nach und nach steigern, sodass alle Beteiligten abgeholt werden.
Zusammen mit den Faktoren Ziel, Verantwortlichkeit, Kultur und Transparenz schafft das Akzeptanz unter den Mitarbeitern und Innovation kann entstehen.
Innovation ist Mannschaftssport
Innovation kann man nicht erzwingen. Es erfordert ein Grundverständnis und Eigenschaften der Organisation, die nicht von jetzt auf gleich entstehen. Vielmehr müssen sie längere Zeit durch die Bank weg im gesamten Unternehmen gelebt werden, bis sich eine Veränderung einstellt. Es gibt keinen Grund, sich davor zu fürchten, Fehler zu machen oder zu scheitern. Das ist Teil des Prozesses und sogar erwünscht. Stecken Sie alle Rahmenbedingungen und Verantwortlichkeiten ab. Holen Sie sich mit einem erfahrenen, externen Innovationsmanager gegebenenfalls Unterstützung. Und vergessen Sie nicht: Alle sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Innovation ist Teamsache.
Titelbild: © Lorado/iStock